Sunday Soulfood: Trump ist Präsident

Sunday Soulfood: Trump ist Präsident.

Ich weiß, das hier ist eigentlich nicht der Platz für politische Statements oder Diskussionen. Ich beziehe eigentlich NIE öffentlich eine politische Stellung, denn ich finde, dass ich zu wenig von Politik verstehe, um mich altklug darin äußern zu können, ABER heute habe ich das Gefühl, mir einige Dinge von der Seele schreiben zu müssen.

Donald Trump ist Präsident der Vereinigten Staaten.

Bitte haltet einen Moment inne und lasst euch diesen Satz nochmals auf der Zunge zergehen.
Als ich Mittwoch Morgen aufgewacht bin und durch meinen Facebook Feed scrollte, blieb mir die Spucke weg. Ich konnte, nein ich wollte nicht glauben, dass dies wirklich Realität geworden war. Ich saß wie gefesselt vor dem Fernseher und zappte zwischen den Nachrichtensendern hin und her. Clinton wollte nicht mehr sprechen. Trump begann seine Siegesrede. Und völlig gefesselt von der Absurdität dieses Moments übersah ich die Zeit und kam eine Viertelstunde zu spät in die Arbeit.

Wofür steht Trump denn nun eigentlich? Während des Wahlkampfes ließ er immer wieder verlauten, er wolle eine hohe Mauer zu Mexiko bauen, der Klimawandel existiere nicht, warum habe man den Atomwaffen, wenn man sie denn nicht einsetze und Frauen mögen es, wenn man sie schlecht behandelt. Aha, dieser Mann wird also ab 20. Januar 2017 der mächtigste Mann der Welt sein. Dazu fällt mir eigentlich nur noch ein Wort ein: furchterregend.

Die Menschen haben Angst vor der Zukunft.

Wir sind in dieser globalisierten Welt groß geworden, in einem vereinten Europa, in einem Europa ohne Grenzen. Anders als für meine Eltern ist es heute überhaupt kein Problem, mal eben auf die andere Seite der Welt zu fliegen und dort Urlaub zu machen. Klar, für meine Eltern wäre es auch möglich gewesen, aber nicht üblich. Was ich sagen will, es geht immer weiter, schneller, größer und internationaler. Globalisierter soll die Welt werden. Weitere Handelsabkommen sollen geschlossen werden. Die Welt sollte enger zusammen wachsen. Doch was passiert. Das Gegenteil. Die Menschen haben Angst vor der Zukunft. Egal, ob in Amerika oder Europa. Und was passiert? Menschen wählen eher einen Trump, als eine Clinton. Er symbolisiert eine Veränderung. Auch wenn diese Veränderung beängstigend ist – es ist eben eine Veränderung. Anders als Clinton, die mehr als alle anderen für das politische Establishment der USA steht und obendrein wenig adäquate Lösungen für die Probleme der Menschen zu bieten hatte, erreichte Trump die Wähler mit einfachen Floskeln. Selbes trifft auf Österreich zu. Anfang Dezember wird nun zum wiederholten Male der Bundespräsident gewählt. In meinem Umfeld kenne ich niemanden, der blau gewählt hat, oder es offen zugibt und dennoch stimmten im Mai  knapp 50 Prozent unseres Landes für Norbert Hofer. Wie wird das Wahlergebnis im Dezember ausgehen? Mir schwant Böses.

Wo ist unsere Stimme?

Ich bin Bloggerin. Fashionbloggerin, Lifestylebloggerin. Wie auch immer. Ich schreibe oftmals über Banalitäten, darüber wie „man sich zu kleiden hat“, was die Modeindustrie vordiktiert. Eigentlich nur über die schönen Aspekte des Lebens. Aber das Leben zeigt sich nicht immer von seiner rosaroten, eisschleckenden Einhorn-Seite. Das wissen wir alle. Im Leben geht es um mehr. Es geht im Moment vor allem um die Zukunft dieser Welt. Und wir, die junge Generation Y, Z oder wie wir uns selbst gerne bezeichnen, haben es nicht gelernt, unsere Stimmen zu erheben und unsere Meinung zu äußern. Wir teilen Dinge in unserem Facebook und Twitter Feed, nachdem es bereits ein Dutzend Leute vor einem getan haben ohne je zu verifizieren, ob die Aussage auch nur einen Funken Wahrheitsgehalt enthält. Wir glauben alles was im Internet steht. Und ich schreibe WIR, weil ich mich völlig miteinschließe.

Selbstverwirklichung über allem.

Wir bloggen, designen, kreieren. Wir sind wahnsinnig kreativ. Dabei stehen Selbstverwirklichung und die eigenen Interessen meist über allem. Wir spielen Pokemon Go, schauen uns absurde Katzenvideos im Internet an und tindern, um den Partner fürs Leben zu finden. Wir denken nicht darüber nach woher die Kleidung kommt, die wir tagtäglich tragen und unter welchen Bedingungen diese produziert wird. Wir denken auch nicht darüber nach woher unsere Lebensmittel kommen, Hauptsache sie sind vegan. Wo sind denn unsere Werte, unsere Stimme, unsere Meinung abgeblieben?
Glaubt mir, ich habe selbst keine Lösung oder weiß wie man es besser machen könnte. Ich weiß nur, dass wir endlich aufwachen und schleunigst erwachsen werden müssen. Wir müssen aufstehen, Verantwortung übernehmen und wieder miteinander in den Dialog treten. Anderen zuhören und versuchen gemeinsam die aktuellen Probleme zu lösen. Das werden wir aber nicht schaffen, wenn wir weiterhin diejenigen belächeln, die Angst vor der Zukunft haben und meinen ein Hofer wäre die Lösung aller Probleme. Und wir werden es auch nicht schaffen, wenn wir weiterhin mit dem Finger auf diejenigen deuten, die Angst davor haben, dass Flüchtlinge ihren Teil des Kuchens abbekommen. Die Welt ist nicht schwarz oder weiß und Menschen sind nicht nur links oder rechts. Es gibt noch etwas dazwischen, das sollten wir nicht vergessen, andernfalls wird die Kluft in unserer Gesellschaft in den nächsten Jahren nur noch weiter aufreißen und jenes Europa, das wir kennen und so sehr lieben, nicht mehr lange existieren.

Beitragsbild via Unsplash

2 Kommentare
  • Carina
    Veröffentlicht am 18:38h, 15 November Antworten

    Wow, ein wahnsinnig toller Artikel!!!! Stimme dir in allem vollkommen zu, liebe Sarah.

    • Sarah
      Veröffentlicht am 19:16h, 22 November Antworten

      Danke Carina 🙂 Ich musste das mal los werden. Bis bald, alles Liebe, Sarah

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